Gerade war ich mal wieder einmal für ein paar Tage beruflich im deutschen Osten unterwegs, genauer in Sachsen, noch präziser im Erzgebirge. Ich gebe zu, von den meisten Gesprächen nur etwa 80% verstanden zu haben.
Die wichtigsten drei Worte des Sächsischen lauten offenbar: „No(r)“, „nu“, „ne“. Die Bedeutung dieser kurzen Worte ist jedoch wesentlich komplexer, als man auf den ersten Blick meint. „No(r)“ kann zum Beispiel heißen: „Also meiner Meinung nach stellt sich die soeben von mir gemachte Aussage auf Grund der heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse und der einschlägigen Fachliteratur doch eindeutig und ohne jeden Zweifel so dar – und Sie kommen nicht umhin, diese Aussage so zu bestätigen, da gibt es keine Widerrede.“
„Nu“ kann zum Beispiel heißen: Einverstanden, ja, gut, gerne, na, na vielleicht. Auch gerne in Kombination mit „Nu glor“ (na mein Gott, das ist schon in Ordnung so) verwendet.
„Ne„, lokale Variante zu „No(r)“, aber schwächer, etwa wie „nicht wahr? , stimmt stimmt doch, oder?“
Ein kleiner Schnelltest Ihrer Sächsischkenntnisse gefällig? Na dann, viel Erfolg bei der Rückübersetzung folgender Worte:
Radscho, Schgadahmd, Bargblswäschdor, Glemdnor, Gombschudoreggsbärde, Wachnhäbor, Fäschdor, Bärschormester, Nähschor, nizuglom, haddenmiroh, hammorni, Sähschelbout, Nachellag, Gorschensieor, Etadschentiedscher, Schulldchnsä.
Wir freuen uns auf Ihre Lösungen (bitte benutzen Sie dazu die Kommentarfunktion). Wer alle Worte richtig hat, nimmt an der Verlosung eines gebrauchten erzgebirgischen Schwippbogens teil. Der Rechtsweg ist jedoch ausgeschlossen.
Lieber Karl-Heinz,
wann ist denn Einsendeschluss? Wann bekomme ich denn meinen Schwippbogen?
In 8 Wochen ist Weihnachten 🙂
Mein Gudster, nicht mogeln! Du hattest einen Aussetzer, nu! Du Gombschudoreggsbärde!
Radio – Dat is’n fienen Klönkasten, de snacken kann. Fröher sitt dor de Fruunslüüd vör, wieldess sik de Mannslüüd to’n Skatavend drapen oder mit ehre Segeljollen op dat Meer Rum föhrt hebbt 😉
Fröher geev dat jo in jedeen Huus Radios – vundaag sünn all de Lüüd Isenbreegen-Spezialisten.
Wagenhever, dat sünn so Herculesse, de geern Gewichtheben mit ehre Geländewagens makt. Düsse Spezies geev ehre groote Benzinkutschen gern mehr Bedüden als ehre Fruunslüüd. Und denn gifft dat Mannslüüd, de speelt in’n Dörp gern den Parkplatzuppasser, wiel se meen, dat se auto-matisch dat Amt vun ehrn Großvadder arvt hebbt, de dat vör hunnert Johrn mol wesen is.
Truurig is dat ook, wenn dat in’n Dörp keen Förster geev, de de Huuskatten vör dat Dootscheten vun so Jägersmänner bewahren do. Denn geev dat bald ünner keen Dack mehr een Huusmuushund. Und denn segg de Lüüd: Wi hatt mol Katten hebbt. Nu hebbt wi keene Katten mehr…
Man schall dat nich glöven, aver dat Wort Neger gifft dat in’n Plattdüütschen nich. De leevste Schnack vunne Buurn is nämlich jümmers wesen: Bleibe im Lande und nähre dich redlich. Wovun schall se dor Negers kennen? Bi de Buurn heet de Negers Knechte, de de Arbeit un de Klempnerkraams makt hebbt. Und manch een Knecht un Fruunslüüd sind dorbi wegstarven, wiel de Jungbuurn to flink mit de Wienbuddel-Proppentreckers wesen wör. Nagellack harrn düsse Knechte nich brukt un nie nich sehn, denn Schöönheit kummt vunne Seel un de Seel kann nich avblättern… se gebrukt dat höchstens maal to’n anpinseln vun Lackaffen 😉
Beed üm’t Nasehn und Verstahn – för mien eegen Kopp un Grips un Menen…
In Österreich ist ein Schwippbogen übrigens ein aus Tannenreisig oder Randfichten gewundener und mit Blumen verzierter Bogen, der vor dem Haus eines Brautpaares aufgestellt wird und Glück bringen soll…
de vör hunnert Johrn mol Börgermester wesen is.
Also, ich meine identifiziert zu haben (bin kein Sachse):
Schgadahmd Skatabend
Bargblswäschdor Parkplatzwächter
Glemdnor Klempner
Gombschudoreggsbärde Computerexperte
Wachnhäbor Wagenheber
Bärschormester Bürgermeister
Nähschor Neger
nizuglom Nicht zu glauben
haddenmiroh Hatten wir auch
hammorni Haben wir nicht
Sähschelbout Segelboot
Nachellag Nagellack
Gorschensieor Korkenzieher
Schulldchnsä Entschuldigen Sie
Die zwei hab ich nicht:
Fäschdor (Fester?)
Etadschentiedscher (Etagen—?/Taschentücher; müsste aber etwas mit Etage sein)
Nicht schlecht!
Wie wäre es mit Förster? Und Etagentiger (Katze) ?
„No(r)“ ist auch im Schlesischen absolut üblich, und es hat die gleiche Bedeutung wie im Sächsischen. Meine Großeltern begannen und beendeten jeden Satz mit „no(r)“.