Nicht die Abrechnungsbetrügereien sind der Skandal. Nicht über Pfusch oder Behandlungsfehler wollen wir hier berichten. Auch nicht die Zweiklassenmedizin soll angeprangert werden. Unser Thema ist vielmehr das völlige Fehlen vom „Empathie“ und Kommunikationsfähigkeit beim medizinischen Personal.
Nicht nur kann es kann dem Patienten passieren, dass er innerhalb von nur fünf Minuten vom zwischen mehreren Behandlungszimmern rotierenden Arzt untersucht wird, er wird auch ebenso so kurz und knapp über mögliche Befunde informiert. Schlimmstenfalls erfährt der Patient, dass Krebs diagnostiziert wurde – und bleibt damit stante pede allein, abgesehen von einigen Kurzinformationen über die nächsten Schritte und Termine.
„Dann machen wir ab Montag Chemo,“ teilte der Arzt meinem 84-jährigen Vater einst mit. Keine weitere Aufklärung über Risiken und Nebenwirkungen, Chancen, Alternativen. Wir erfuhren nur, dass ein entsprechendes Präparat jetzt bestellt würde.
Mein Vater hat dann den Facharzt gewechselt und auf die Chemotherapie verzichtet. Mit etwas alternativer Medizin und weniger aggressiven Medikamenten hatte er dann noch zwei Lebensjahre bei guter Lebensqualität.
Die Diagnostik ist heute nahezu perfekt. Die Interpretation der erhobenen Daten lässt manchmal noch zu wünschen übrig. Die Kommunikation der Ergebnisse hingegen ist meist völlig inakzeptabel, man möchte schreiben „inhuman“.
„Ja, da schauen Sie am besten Mal im Internet nach, da finden Sie die aktuellesten Informationen.“, meinte der Chefarzt. Prima Idee! Dann fragen wir also in Zukunft nur noch „Netdoctor“?
Dass meine geistig hellwache 87-jährige Mutter nach einer OP plötzlich komplett dement war, über dieses Narkoserisiko besonders bei älteren Menschen (Stichwort „Durchgangssyndrom„) hatte niemand sie oder uns vorher aufgeklärt.
Mangelnde Zeit für den Patienten, mangelhafte Kommunikation, Mangelware Beratung und Information – das sind die wahren Geißeln moderner medizinischer Versorgung!