Über die Zeithoheit

Wir Menschen sind Zeitbinder, das heißt, wir sind nur in der Zeit.

Wer also „keine Zeit hat“, ist faktisch tot. „Keine Zeit“ ist daher ein unsinniges Argument. „Keine Zeit“ bedeutet lediglich: „Das, was Du gerade von mir willst, steht in meiner Prioritätenliste nicht besonders weit oben.“

Unsere Lebenszeit ist begrenzt. Wir können sie nicht vermehren. Jeder halbwegs begabte Volltrottel kann aus Geld mehr Geld machen, doch selbst der Milliardär hat 24 Stunden am Tag – und keine Sekunde mehr. Das hat der weitsichtige Reinhard Sprenger bereits in einem seiner ersten Bücher erkannt: Zeit ist wichtiger als Geld.

Wichtig ist, souverän und umsichtig mit der einem zur Verfügung stehenden (Lebens-) Zeit umzugehen. Es gibt ein Leben vor dem Tode. Was danach kommt, gehört ins Reich der Mystik.

Zur Zeitsouveränität gehört auch, sich nicht von anderen die Zeit „stehlen“ zu lassen. Aufschub heißt Diebstahl der Zeit. Wer mich trotz Terminvereinbarung warten lässt, verbraucht meine Zeit unnötig. Pünktlichkeit ist eine Form des Respekts. Wer mich vollschwätzt, verbraucht meine Zeit über Gebühr.

Massenunterhaltung saugt die Zeit von Millionen Menschen wie mit einem riesigen Schlauch auf. Was machen die Verblödungsmedien nur mit der aufgesaugten (Frei-) Zeit von Menschen?

Wenn nicht gerade seine Zeit abgesaugt wird, erfährt sich der Mensch oftmals unter Zeitdruck. Andere pressen in immer kürzerer Zeit immer mehr Leistung aus ihm heraus. Das Resultat sind ausgelaugte, ausgelutschte, ausgepresste Hominiden, denen jegliche Freude und jeglicher Sinn an einer Tätigkeit, ja, am Leben überhaupt, verkommen sind.

Wer Herr seiner Zeit sein will, darf sich auch nicht unter Zeitdruck setzen lassen. Gut Ding braucht Weile. Ich bestimme, wann ich fertig bin.

Zeithoheit ist ein wichtiges Element für souveräne und fundierte Entscheidungen. Unter (Zeit-) Druck entstehen selten gute Ergebnisse. Die Fehlerquote steigt exponential mit der Zunahme des Drucks. Ich entscheide, ob und wann ich entscheide. Ich „muss“ gar nichts. Herr oder Knecht, dass ist die Frage. „Wer überall angepiepst werden darf und sich von überall melden muss, gehört zum Personal.“ (Johannes Gross).

„Alles, Lucilius, gehört anderen mit, nur die Zeit gehört uns.“ (Seneca)

Zeit ist der wahre Reichtum.

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2 Antworten zu Über die Zeithoheit

  1. Dago sagt:

    Das Phänomen der knappen Zeit und der leichtfertige Umgang mit derselben regte Franz Kardinal Hengsbach, auch bekannt als sehr populärer "Ruhrbischof" aus Essen, zu folgender Gewissensforschung an:

    " – Habe ich ohne wichtigen Grund eine Sitzung besucht?
    – Habe ich ohne wichtigen Grund zu einer Sitzung eingeladen?
    – Habe ich ohne wichtigen Grund durch eine Wortmeldung eine Sitzung verlängert und somit mich und andere von der Familie fern gehalten?"

    Dieser Gedankengang gipfelte in dem Stoßgebet:

    " Oh Herr, hilf mir, mein großes Maul zu halten, bis ich weiß, worüber ich rede!"

    Merke: Man kann auch aus Erleuchtungen hochrangiger Würdenträger der Kirche allgemeingültige Erkenntnisse gewinnen und man sollte diese fortschreiben!!

  2. Dr. Florian Bertzbach sagt:

    Hallo Herr Heidtmann,

    mir fiel zu den Zeitvernichtern Nana Bunilda ein, eine Hexe in einem Kinderbuch, die aus den bösen Träumen der Kinder Schokoladekuchen backt. Es beantwortet aber natürlich nicht die Frage, was die Massenzeitvernichtermedien mit der ganzen aufgesaugten Zeit machen.

    LG Florian Bertzbach

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