Ausgelöst durch einen Beitrag im WK, in dem ein ehemaliger Bremer nach 15 Jahren nach Bremen zurückkehrt und manches verändert findet, hier eine vollständige (der WK hat nur ein Fragment darau abgedruckt) Replik aus meiner Sicht.
Ob Bremen im Flusse oder am Flusse sei, ist nicht nur eine Frage der Präposition. Panta rhei, alles fließt, soll Heraklit gesagt haben. Auch dass man nicht zweimal in denselben Fluss steigen kann, soll seinen Werken entnommen sein.
15 Jahre Abwesenheit, das entspricht einer halben Generation. Da kann viel geschehen. Wer sich täglich vor dem Speigel sieht, merkt sein Altern kaum. Wer nach 15 Jahren alten Freunden wieder begegnet, merkt, dass zumindest diese gealtert sind.
Unter „Lokalpatriotismus“ wird allgemein die Begeisterung für die eigene Heimat verstanden. Das ist menschlich und doch unsinnig zugleich, denn ähnlich dem Nationalismus hält jeder gerne „seine“ Heimat hoch – ein Qualitätskriterium kann daraus nimmer entstehen.
Kickten einst noch Bremer Fußballer im Weserstadion, beschäftigt der Verein heute nur noch internationale Profis. Und dort wo früher (Bremer) Automobilgeschichte geschrieben wurde, produziert heute das schwäbische Unternehmen Daimler.
Gewiss, im Nachhinein erscheint so manches Vergangene „gold“. Doch bei Lichte betrachtet ist das auch im Falle Bremens nicht so.
In Bremen geboren, in Bremen zur Schule gegangen, in Bremen studiert zog ich selber 1991 mit Familiengründung aus Bremen fort ins niedersächsische Umland. Die Klein- und Drogenkriminalität in der Großstadt war mir da schon lange ein Dorn im Auge.
Auch die Notwendigkeit des nahezu automatischen Wechsels der Straßenseite bei Entgegenkommen gewisser Mitbürgergruppen ging mir schon lange auf die Nerven.
Auch das ständig mit sich selbst beschäftigte „Szeneleben“, die narzisstische Introvertiertheit nach Jahren der Extrovertiertheit war nur noch schwer zu ertragen.
So kann man Bremen auch erleben.
Stadtluft machte einst frei. Heute scheint es mir umgekehrt. Urbanes Leben strengt an – und „Landlust“ ist mehr als ein erfolgreiches Trendmagazin gleichen Namens.
Doch wer’s mag, mag’s mögen, das Stadtleben in Bremen.