Aufrüstung in Afghanistan

Rieb man sich gestern noch verwundert kurz die Augen angesichts der Tatsache, dass Verteidigungsminister zu Guttenberg plötzlich erstmal von „Krieg“ in Afghanistan sprach (was de jure den sofortigen Abzug der Bundeswehr hätte nach sich ziehen können), erklärt sich die Strategie bereits heute morgen: „Die Bundeswehr soll aufrüsten. Politiker und Militärs fordern mehr schweres Gerät für Afghanistan“ (WK). Man achte auf die Präposition: Nicht etwa „in“, sondern „für“!

Werte Leser des Z(w)eitgeistes, dass ich große Zweifel an dem „Mandat“ der Budneswehr in Afghanistan habe, ist bekannt. Doch dies schlägt nun endgültig um in eindeutige Ablehnung. Der designierte Wehrbeauftragte Königshaus (FDP) wird so zitiert: „Wer in das Kanonerohr eines Leopard 2 schaut, überlegt zweimal, ob er eine deutsche Patrouille angreift.“ (WK). Ja, hat der Mann noch nie von Eskalation gehört? Das sind markige Sprüchge, die sehr ungute Erinnerungen wachrufen. Doch nicht genug, es werden Kampfhubschrauber, Kampfpanzer, Mörser und Artillerieunterstützung gefordert.

Die „Kundus-Affäre“ harrt noch immer ihrer Aufklärung. Der CIA hat nachweislich die US-Regierung falsch informiert nach 9/11. Die SZ berichtet heute über die gezielte Erschießung von Reuters-Journalisten im Irak im Jahre 2007 durch eine US-amerikanische Hubschrauberbesatzung.

Der Auftrag der Bundeswehr ist nach unserem eigenen Recht und auch völkerrechtlich mehr als zweifelhaft. Al Kaida ist längst in Pakistan. Jetzt müssen die Taliban herhalten für die Anwesenheit der Bundeswehr. Um „Polizisten auszubilden“ brauche ich keine Mörser. Um humanitäre Hilfe anzubieten braucht es keine Panzer.

Widersprüchlicherweise sind alle beteiligten Nationen sich längst darin einig, dass die Auseinandersetzung mit den Taliban nicht militärisch geführt werden kann.

Die Situation erfordert daher erstmals offene und unmissverständliche Worte. Deutschland ist dabei, mit fadenscheinigen Argumenten (Sie entsinnen sich „Seit 5:45 h wird zurückgeschossen!“) wieder Krieg führen zu wollen.

Wäre Afghanistan nicht so weit weg, würde die Lage ganz anders beurteilt. Denn unsere Freiheit wird garantiert nicht in Afghanistan verteidigt. Unsere Freiheit wird vielmehr hier in unserem Lande gefährdet durch interessierte Kreise und eine selektive Berichterstattung.

Wer gebietet den „Politikern und Militärs“ Einhalt?

10.04.2010 – Nachtrag
Wie wichtig dem deutschen Staate des Engagement in Afghanistan ist, zeigt nicht zuletzt auch das gestrige Beisein von Verteidigungsminitser zu Guttenberg und Bundeskanzlerin Merkel (sie unterbrach dafür gar ihren Osterurlaub) an den Trauerfeierlichkeiten für die just in Afghanistan getöteten Soldaten.

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