Über die Toleranz

Toleranz, lat. „tolerare“ = erdulden, ertragen.
Toleranz ist ein grenzwertiger Begriff.

Jeder deutsche Bürger ist seit vielen Jahren für (mehr) Toleranz.
Toleranz wird deshalb bereits in den Schulen gelehrt.

Doch wo fängt Toleranz an und hört sie auf?
Denn Toleranz hat Grenzen.
Gerade beschrieb ich dieses Phänomen in meinem Blog über den „Nimby-Effekt“.

Schon Herbert Marcuse schrieb in seinem Essay über die „Repressive Toleranz“, eine Abhandlung in der 1965 erschienenen „Kritik der Reinen Toleranz“. Dort greift er die herrschende Toleranz in demokratischen Staaten an, die eine aggressive Politik, Aufrüstung, Chauvinismus und Diskriminierung aus rassischen und religiösen Gründen dulde.

Die Idee der Freiheit schließt für Marcuse eine uneingeschränkte Toleranz gegenüber rückschrittlichen Bewegungen aus. Unparteiische Toleranz schütze in Wirklichkeit die bereits etablierte Maschinerie der Diskriminierung. Er fordert, dass Intoleranz auch gegenüber dem Denken, der Meinung und dem Wort geübt werden solle, vor allem gegenüber den Konservativen und der politischen Rechten.

Auch Henryk M. Broder hat ein Buch des gleichen Titels geschrieben. Sein Fazit lautet schlicht und prägnant: Toleranz gegenüber Menschen und Kulturen, die ihrerseits nichts von Toleranz halten, ist nicht in Ordnung.

Marcuse und Broder haben grundsätzlich Recht:
Soll ich jeden Ausländer tolerieren, nur weil er Ausländer ist?
Soll ich jeden Staat tolerieren, auch wenn er ursupatorisch ist?
Soll ich jede andere Religion ertragen, auch wenn sie menschenverachtend ist?
Soll ich jeden politisch anders Denkenden tolerieren, auch wenn er „radikal“ ist?

Nein, Toleranz ist so gar kein Wert, den wir unbedenklich pflegen sollten. Oftmals ist hingegen gar eiserne und unerbittliche Intoleranz gefordert. Besonders gegen jene, die die Rechte mit Füßen treten, die sich einen Dreck um das Gemeinwohl scheren, denen die Umwelt nichts gilt.

Schon Friedrich Engels schrieb an Karl Marx: „Unbarmherzige Kritik für alle.“

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