Über die Opportunitätskosten

Der Begriff „Opportunitätskosten“ (engl. „opportunity costs“) stammt ursprünglich aus den Wirtschaftswissenschaften bzw. Mikroökonomie.

Opportunitätskosten bezeichnen die Kosten, welche bei einer Wahlentscheidung aus dem Verzicht auf eine Alternative entstehen. Da wir nicht genügend Zeit, Geld usw. haben, um alles zu tun, was uns einen Nutzen bringen würde, müssen wir uns entscheiden. Mit einer Entscheidund für eine Möglichkeit verzichtet man auf eine der anderen Alternativen. Die Opportunitätskosten entsprechen also dem Nettonutzen der besten Alternative. Sie sind -genauer gesagt – der Wert der besten entgangenen Alternative.

Verbringe ich beispielsweise den Urlaub in Dänemark habe ich garantiert viel Ruhe, muss aber schlechtes Wetter als Opportunitätskosten in Betracht ziehen.

Entscheide ich mich für Abitur und Studium, muss ich auf mehrere Jahre auf Einkommen verzichten, das andere erzielen, die nach neun Pflichtschuljahren eine Arbeit aufnehmen, kalkuliere aber auf ein späteres höheres Einkommen.

Verzichtet eine Frau zugunsten einer Familiengründung auf ein eigenes Erwerbseinkommen und berufliche Karriereentwicklung, sind das Opportunitätskosten.

Hier stoßen wir auch gleich auf das bereits von Ricardo (1772 – 1823)beschriebene „Theorem vom komparativen Vorteil“. Hier ein Originalbeispiel:

England importiert Wein aus Portugal und bezahlt die Lieferung mit Tuch. England hätte die importierte Weinmenge mit der Arbeitskraft von 120 Arbeitern über ein Jahr auch selbst produzieren können. Um die exportiere Menge Tuch zu erzeugen, waren jedoch nur 100 Arbeiter ein Jahr beschäftigt. England konnte so durch den Handel 20 Mannjahre Arbeit sparen.

In Portugal stellt sich die Situation ähnlich dar. Zur Erzeugung des Weins, der nach England verschifft wurde, waren 80 Mannjahre Arbeit erforderlich. Absolut betrachtet hat Portugal bei der Herstellung von Wein gegenüber England einen Vorteil. Das hätte man sicher auch erwartet.

Hätten sich die Portugiesen entschlossen, das importierte Tuch selbst zu produzieren, so wären dafür 90 Mannjahre Arbeit erforderlich gewesen. Auch in der Tuchproduktion ist Portugal gegenüber England also absolut im Vorteil, denn die Engländer benötigten dafür ja 100 Mannjahre.

Für viele ist es nun zunächst verblüffend, dass auch Portugal vom Handel profitiert – obwohl es England in beiden Produktionen „technologisch“ überlegen ist. Aber es ist leicht einzusehen: Für Portugal lohnt sich der Handel, Wein herzustellen und mit dem Wein das Tuch zu bezahlen. Die Eigenproduktion von Tuch hätte nämlich 90 Mannjahre gebunden, während der Import der gleichen Menge nur 80 Mannjahre kostet, wenn man das Tuch mit Wein bezahlt.

Alles klar?

Dieser Beitrag wurde unter Sprache abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.