Schönheitsideale – vive da différence!

Schönheit liegt in den Augen des Betrachters, sagt man.

Als man bis vor etwa 150 Jahren einzig draußen in der Landwirtschaft sein Geld verdienen konnte, war es „schön“ (und vornehm) blass zu sein, weil die Arbeitenden durch die Sonne gebräunt waren – und man selber demonstrieren konnte, eben nicht arbeiten zu müssen.

Als die Produktivität in die Fabriken und später Büros wechselte, war es schön, braun zu sein, weil die Arbeitenden durch den Aufenthalt in Räumen ohne Tageslicht blass waren – und wer das nicht nötig hatte, signalisieren konnte, dass er sich an der (vermeintlich unproduktiv) frischen Luft frei bewegen konnte. Natürlich ist das Ganze angesichts von Bräunungscremes und Sonnenstudios gesundheitsschädlich und verlogen.

In den Zeiten, wo Nahrungsmittel knapp waren, galten mollige Frauen attraktiv. In Zeiten, wo es in den westlichen Ländern eine Überproduktion an Nahrungsgmitteln gibt, gelten Hungermodelle als schön.

Wer als Frau lange Fingernägel hat, signalisiert, dass sie eigentlich nicht manuell arbeiten kann (und will).

Wer heute graue Haare hat, lässt sich diese gerne färben, wohl um jung zu wirken. Dass einst graue Haare Symbol der Weisheit waren, übersieht man offenbar gerne.

Überhaupt, niemand will mehr alt sein, „forever young“ ist stattdessen angesagt. Also laufen selbst Greise in Kleidung von Teenagern herum und beteiligen sich mit 75 Jahren noch am Marathon.

Galt einst eine dichte Schambehaarung als Zeichen von Fruchtbarkeit, will im Trend von „SINK“ und „DINK“ keiner mehr Kinder und rasiert sich demonastrativ die Schambehaarung ab. Und weil man gerade dabei ist, rasiert man sich gleich auch den Schädel, um wie ein Neugeborenes auszusehen. Generell rückt man sämtlicher Körperbehaarung zu Leibe und verbleibt so vermeintlich im Stadium des ewigen Kindes (siehe Trend „for ever young“).

Wer also etwas auf sich hält, sendet (optische) Signale (siehe auch Blogbeitrag zur „Theorie der teuren Signale“), die das Gegenteil von dem bedeuten, was vermeintlich die gewöhnliche Masse ist und einen selber von der Masse abhebt.

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