Not in my back yard – der NIMBY-Effekt

„Not in my back yard“ – oder kurz NIMBY, ist eine US-amerikanische Abkürzung. Sie steht für eine ethische und politische Position, die darauf bedacht ist, Probleme nicht im unmittelbaren Umfeld zu ertragen.

Das ist nicht wirklich neu. In der deutschen Kultur wurde gerne der Heilige Florian angerufen für die Abwendung von Feuer: Heiliger Sankt Florian / Verschon‘ mein Haus / Zünd‘ andre an!

Solches Denken wir gerne auch als „Kirchturmpolitik“ bezeichnet, um so bildhaft das Eintreten für das eigene Dorf (eben den „Kirchturm“) zu bezeichnen und Auswirkungen, die nur so weit bedacht werden, wie man den eigenen Kirchturm sieht.

Ähnlich die „Hohe-Schornstein-Politik“, worunter man den Versuch der Luftreinhaltung versteht, der die Ursachen nicht beseitigt. Die Emissionen kamen nicht im angrenzenden Bereich herunter, sondern lagerten sich im größeren Umkreis einige Kilometer weiter entfernt ab, wo sie jedoch nicht mehr mit dem verursachenden Unternehmen in Verbindung gebracht werden konnten.

Gerne reden die USA ja auch von ihrem „Hinterhof“, wenn sie die Fundamente anderer „crook“-Staaten nachhaltig durch ihre Geheimdienste destabilisieren, natürlich einzig der Freiheit wegen. Das reichte zunächst nach Mittelamerika, später wurde die Hinterhofdoktrin auf ganz Südamerika ausgedehnt und inzwischen könnte man meinen, dass der gesamte Rest der Welt für die USA nichts anderes als Hinterhöfe sind.

Auch als Privatpersonen kennen wir das Phänomen „NIMBY“ nur zu gut. Die meisten Deutschen haben nichts gegen Ausländer (wie zum Beispiel Türken, Kosevo-Albaner oder Libanesen), doch bei manchem mutiert diese Meinung über Nacht zum Gegenteil, bekommt er jene Ethnien als neue Nachbarn.

Das Gleiche gilt für Freunde der Atomkraft, wie garantiert nicht neben dem Reaktor wohnen wollen oder Bürger, die auf deviante Jugendliche schimpfen, die „Sonderschule“ (ja, ich weiß, die heißt jetzt anders) aber nicht in ihrer Nachbarschft haben möchten. Manche Bürger hegen wegen der Lärmbelästigung gar Abneigungen gegen Kindergärten und Schulen in ihrer direkten Nachbarschaft.

Und so geraten wir einmal mehr in den Kausalzusammenhang des neosemantischen „Pharisäer„-Begriffs oder die noch zu beschreibende „Das-Hemd-ist mir-näher-als-die-Hose“-Theorie.

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