Humor (lat. humores = Feuchtigkeit, Saft) hat nichts mit Charlotte Roche Feuchtgebieten zu tun, sondern bezeichnete in der Antike die richtige Mischung der Körpersäfte, die zu einer guten Stimmung verhelfen. Humor gilt als die Fähigkeit, ein Lachen hervorrufen zu können.
Ich lache gerne, wenngleich in der Tat wohl weniger als früher. Doch es gibt eine ganze Reihe von Menschen in meinem Dunstkreis, mit denen ich bei jedem Gespräch herzhaft lachen kann – wir haben offenbar „den gleichen Humor“. Besonders über englischen Humor kann ich gut lachen – er ist oft „unerwartet“ komisch, schrullig (John Cleese zB ist einfach grandios).
Wir haben hier seit etwa zehn Jahren ein privates Theater in Weyhe, das insofern einmalig ist, als es ohne jede Subvention auskommt und jede Vorstellung so gut wie ausverkauft ist. Weyher Theater ist Kult.
Ich war zwei Mal drin. Die Laiendarsteller sind ganz gut. Doch idR werden ausschließlich Klamaukstücke („Boulevard“ heißt das wohl auch) gespielt. Einen Dramaturgen beschäftigen die auch. Vielleicht liegt es daran, dass der Kollege angeblich schwul ist, jedenfalls kein Stück, in dem nicht einer der männlichen Darsteller in Unterhosen über die Bühne flitzt oder zumindest doch mit freiem Oberkörper agiert usw.
Fast immer geht es um Liebe, aber man nähert sich dem Thema so, wie wir uns das im Alter von etwas zehn oder zwölf Jahren pubertierend vorgestellt habe: verschwiemelt. Wenn die Pointe dann zudem noch brachial ist, kann ich nur gequält lachen, auch wenn der Rest grölt.
Gleichzeitig haben wir alle schon viel „Humor“ erlebt. Wir kennen die meisten Witze und wir wissen aus der überladenen TV-Kost, wie der „Slap stick“, der Schlag mit dem Stock des Kaspers endet. Ich kann nicht mehr über die 17. Auflage des gleichen „Gags“ lachen.
Und ist Ihnen auch aufgefallen, dass das Niveau im TV auch bei diesem Thema, zudem besonders in den privaten Sendern unerträglich geworden ist? „Upps, die Pannen-Show“ und ähnliche Formate leben einzig von der Schadenfreude. Da bleibt mir dann das Lachen im Halse stecken.
Nein, das Lachen ist mir nicht vergangen, nur habe ich erfahren, dass auch „das Ernste“ seine faszinierenden Seiten haben kann. Der Mix macht’s!
Aber mich mal so richtig wieder „schlapp lachen“, dagegen hätte ich nichts.
Deutsche Kulturlandschaft
Den Deutschen sagt man ja nach, dass sie keinen Humor haben.
Seit einigen Jahren gibt es in Deutschland eine Comedyscene, überwiegend bei den privaten TV Sendern. Mit Humor hat das wenig zu tun. Ein Rätsel wie ein Mario Barth das Olympiastadion füllen kann.
Mit Humor und Gesellschaftskritik gepaart, hat Gerhard Polt seit Jahrzehnten im Fernsehen oder auf den Bühnen Deutschlands ein treues Publikum gewonnen.
Mit den „Biermösl Blasn“ als musikalische Untermalung, ist Polt eine Alternative zu Mario Barths platte Show.
http://www.youtube.com/watch?v=vZiltDCU8xo&list=QL&playnext=3
http://www.youtube.com/watch?v=hNlHbyBCyH0&feature=related
Dieter, da kann ich Dir nur vollends zustimmen: Polt ist ein der Besten neben Bruno Jonas und Günther Schramm.
Dabei fällt mir das folgende hübsche Zitat ein:
„Der Unterschied zwischen Helmut Schmidt und mir besteht darin, dass ich stets ungenau richtig liege und er immer exakt falsch liegt.“ (Franz-Josef Strauß)
Interessant ist doch auch die Frage, warum wir Menschen nicht alle über dieselben Dinge lachen. Wenn man den Sozialpsychologen glauben darf, ist die Erklärung dafür simpel: Demnach besteht Humor aus einer sozialen und einer kognitiven Komponente. Herkunft, Alter, Bildung, Beruf usw. sind also maßgeblich mit dafür verantwortlich, ob wir über etwas lachen oder eben nicht lachen. Die soziale Prägung spielt also eine wesentliche Rolle dabei. Das ist nachvollziehbar. So kann Humor durchaus verbindend aber umgekehrt auch trennend und isolierend wirken. Vom Trennenden können wir uns oft genug im Privatfernsehen überzeugen. Dort wird täglich bewiesen, dass nicht alle Menschen gleich sind. »Zum Glück«, wird man spontan sagen angesichts dessen, was uns dort auf der Mattscheibe als originell und witzig präsentiert wird. Mittels Fernbedienung tritt man die Flucht an. Ludwig Wittgenstein dazu: »Humor ist keine Stimmung, sondern eine Weltanschauung« So weit würde ich nicht gehen; für mich steht allerdings fest: »Sage mir, worüber Du lachst, und ich sage Dir, wer Du bist. « Wenn wir im Kreise von Freunden gemeinsam über ähnliche oder dieselben Dinge lachen und dabei die verbindende Komponente des Humors erfassen, so ist das eben kein Zufall (siehe oben).
Danke für Ihren differenzierten Kommentar! Ich denke, er ergänzt den Beitrag um einige wichtige Aspekte.