Was ist gute Literatur?

Von alters her denkt man über „gute“ Literatur nach. Fraglich ist, ob es objektive Qualitätskriterien für gute Literatur überhaupt gibt?

Gute Literatur handelt davon, wie sich ein Individuum gegen das Schicksal auflehnt oder wie es sich mit dem historischen Zeitgeschehen auseinandersetzt. Klassisch ist die biographische oder autobiographische Verarbeitung eines persönlichen Schicksals.

Mit der Dichtung und ihrem guten Gelingen haben sich bereits die Theoretiker des Altertums auseinandergesetzt. Bereits aus der Antike sind Überlegungen zur Literatur überliefert, in denen auch Kriterien aufgestellt werden, um gute Literatur von schlechter unterscheiden zu können. Bereits Aristoteles hat sich in seiner „Ars poetica“ mit dieser Frage auseinandergesetzt und als Maxime für die Dichtung die Verbindung von Unterhaltung (dulce) und Nutzen (utile) propagiert .

Im Zentrum der horaz‘schen Kunstlehre steht ferner die Idee des „aptum„, also dessen „was angemessen ist.“ Ähnlich formuliert auch Goethe in seinem „Torquato Tasso„:
Tasso: „Erlaubt ist, was gefällt„.
Eleonore entgeget: „Erlaubt ist, was sich ziemt!

Alle Wertungen sind im Laufe der Zeit Veränderungen unterworfen und oft zudem in der persönlichen Einschätzung verankert. Was dem einen missfällt, kann dem anderen durchaus gefallen. „Mehr Inhalt wen’ger Kunst„, forderte Shakespeare einst.

Für viele Menschen ist Literatur Ablenkung, Erbauung oder manchmal „nur“ Zeitvertreib. Und vielleicht haben die Romane von Thomas Mann deshalb so einen Anklang gefunden, weil bei ihrer Lektüre die Zeit stehen zu bleiben scheint? Und fürwahr, ist es nicht der pure Luxus sich 10 Stunden Zeit zu nehmen, um einmal „Die Buddenbrooks“ zu lesen?

Nicht nur Marcel Proust („A la recherche du temps perdu„), Goethe, Fontane und allen voran Thomas Mann haben es geschafft, die Zeit ihrer Leser künstlich zu dehnen. Auch viele unserer zeitgenössischen deutschen Großschriftsteller wie Lenz, Grass oder Walser wollen so gar keine „Page turner“ sein.

Andere Schriftsteller – besonders die unserer schnelllebigen Zeit – schaffen das nicht. Bei ihnen vergeht die Zeit „wie im Fluge“. Der Leser wird durch die Seiten gehetzt (um die Auflösung, das Ende zu erfahren).

Marcel Reich-Ranicki schreibt: „Das größte Missverständnis, dem ein Literaturkritiker aufsitzen kann, ist es, die moralische oder politische Haltung eines Autors mit der literarischen Qualität seiner Bücher zu verwechseln. Ich habe mich nie gescheut, darauf hinzuweisen, dass in großer Literatur vor allem Unterhaltsamkeit und Humor eine große Rolle spielen und dass der Wunsch, unterhalten zu werden, ein legitimes Bedürfnis des Lesers ist.“

Den historisch-soziologischen Aspekt von Literatur beschreibt Jean-Paul Sartre als „Subjektivität einer Gesellschaft in permanenter Revolution“ – und fährt fort: „Schreiben heißt also die Welt enthüllen und sie zugleich der Hingabe des Lesers als eine Aufgabe stellen.“

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Eine Antwort zu Was ist gute Literatur?

  1. Ich schreibe selber sehr viel. Und es scheint den Rahmen geradezu zu sprengen. Doch ich denke den Geist kann man nutzen. So habe ich mir als Kriterium die Autonome Probe aufgestellt. Sie erlaubt es auch in ganz andere Richtungen zu denken. Ich denke der Versuch ist das Wichtige in meinen Texten. Sie wurden auch schon uebernommen.

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