Über den Gutmenschen

In der Weihnachtsausgabe der ZEIT sucht Autor Ulrich Greiner in seinem Beitrag „Rechthaber und Samariter“ zwischen „Gutmenschen“ und „guten Menschen“ zu unterscheiden.

„Der Gutmensch stellt sich in den Dienst der Menschheit und lässt sich feiern. Der gute Mensch aber stellt sich in den Dienst der Nächsten und hilft selbstlos. Der Gutmensch ist schwer erträglich, weil er sich immer auf die moralisch unangreifbare Seite stellt. (…) Der gute Mensch handelt gut im Dienste eines konkreten einzelnen Menschen. (…) Der Gutmensch aber stellt sein Gutsein in den Dienst der Menschheit, darunter macht er es nicht. Sein Ziel besteht darin, als gut zuwirken, und er erreicht es am schnellsten wenn er die anderen als Sünder erscheinen lässt.“

Für eine gute Dramaturgie braucht es immer alle: Die Guten und die Bösen, die Faulen und die Fleißigen, die Räuber und die Gendarmen, die Egoisten und die Samariter, den Kasper und das Krokodil, die Armen und die Reichen, den Gott und den Teufel.

Auch im richtigen Leben brauchen wir gute Menschen und schlechte Menschen. Gäbe es die Schlechten nicht, wüssten wir nicht, was gut ist. Und natürlich brauchen wir auch die Gutmenschen als kollektives Gewissen, als Inkarnation einer moralischen Instanz, die uns in diesem modernen gottlosen Zeiten zunehmend abhanden gekommen ist.

„Keinen verderben zu lassen, auch nicht sich selber. Jeden mit Glück zu erfüllen, auch sich, das ist gut.“ (Brecht)

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