In memoriam Henny Koopman

Gestern ist meine liebe Tante Henny aus den Niederlanden im Alter von 90 Jahren verstorben. Seit vielen Jahren litt sie an der Alzheimerkrankheit, die letzten Jahre in zunehmender geistiger Umnachtung. Auch der körperliche Verfall war zuletzt an der Grenzen des menschlich Erträglichen.

Dabei war meine Tante Henny immer eine gute Katholikin, gottesfürchtig, geprägt von Nächstenliebe. Alle positiven Eigenschaften, die ein Mensch haben kann, waren in ihr vereint. Warum ließ ihr christlicher Gott, an den sie so fest glaubte, sie so lange leiden?

Als sie noch in ihrer eigenen Wohnung in der Graaf Willem de Oudelaan 15 in Naarden wohnte, habe ich sie auch als längst Erwachsener immer wieder gerne besucht. Stets war ich willkommen, auch kurzfristig. Immer wurde ich mit meinem Lieblingsgericht bewirtet: Kein Mensch konnte so leckere Frikadellen zubereiten wie sie.

Tante Henny (wie ich sie zeitlebens genannt habe – und natürlich mit „U“ (Sie) angeredet habe, wie es in den Niederlanden üblich war) hatte Stil. Sie war bis ins hohe Alter immer eine überaus adrette, gepflegte Dame, ihr Heim im tadellosen Zustand – alles war „netjes“.

Der Tisch im Esszimmer war immer festlich gedeckt. Stofftischtuch, Stoffservietten. Dazu gab es immer einen guten Wein und auch der Nachtisch durfte selbstverständlich nie fehlen. Gastfreundschaft entsprang nicht nur der christlichen Nächstenliebe, sie kam von Herzen. Mit ihr und auch mit Ihrem bereits im Jahre 1985 verstorbenen Ehemann Joop (dem Bruder meiner Mutter) hatte ich ein fast elterliches Verhältnis. Keine Zufall, dass wir unsere jüngste Tochter Henrike nach ihr genannt haben.

Oft haben wir „Scrabble“ zusammen gespielt, ihr erklärtes Lieblingsspiel. Nur selten konnte ich gewinnen. Kaum hatte ich einmal einen Punktevorsprung, gelang ihr mit einer unfassbaren Kombination von mehreren Worten horizontal und vertikal (natürlich nebst dreifachem Buchstaben- oder Wortwert) locker der Sieg. Mit niemand anderem habe ich dieses Spiel so oft in meinem Leben gespielt.

Nun ist sie also erlöst – und doch bin ich tief traurig.

Liebe Tante Henny, ich hoffe, ich konnte Dir nur ansatzweise ein so guter Neffe sein, wie Du stets meine beste Tante warst. Mögest Du nun in Frieden ruhen. In meinem Herzen und in meiner Erinnerung lebst Du weiter bis an das Ende meiner eigenen Tage. Ich danke Dir für all das Gute, das Du mir im Leben getan hast. Ich verneige mich vor Dir als einem Menschen, der für mich die Verkörperung des Guten in diesem irdischen Leben war.

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