Besser, man wird gar nicht erst krank. Denn die deutsche Ärzteschaft hat keine Zeit mehr für ihre Patienten.
Gerade mal fünf Minuten verbringe ich im direkten Kontakt mit dem Facharzt Dr. S. Die restlichen anderthalb Stunden davor und dazwischen sind Wartezeit.
Fast alle Fachärzte rotieren zwischen mehreren Behandlungszimmern. Wenn ich nicht dran bin, höre ich die Untersuchungsgeräusche und Gespräche zwischen Dr. S. und den jeweiligen anderen Patienten mit. Links wird eine Biopsie gemacht. „Falls Sie Fieber bekommen, bitte sofort melden!“ Ein Unding! Dabei würde eine Doppeltür das Problem lösen. Nein, über so etwas machen sich Ärzte keine Gedanken.
Schon am Tresen (Empfang) muss man ja coram publico seine Wehwehchen offenlegen, so dass das ganze Wartezimmer bei der Diagnose aktiv mithelfen kann (man sieht ja genug Ärzte-Soaps, um eine private Diagnose stellen zu können).
Der guten Form halber und weil man das so als zur Beruhigung beitragend gelernt hat, wird dem Patienten zwischendurch eine persönliche Frage gestellt. „Was machen Sie nochmal?“
Die Antwort interessiert nicht weiter, auch hört man nicht zu, was der Patient über die Symptomatik zu erzählen hat. Man spult stattdessen seine – apparative – Routineuntersuchung ab.
Bereits vor 15 Jahren haben mich einige Ärtze einmal unnötiger Weise zu Tode erschreckt mit ihrer wenig einfühlsamen Diagnostik. Man schießt gerne mit Kanonen auf Spatzen. Ob aus Sorge um den Patienten oder um den eigenen Geldbeutel? Alles war dann ganz harmlos – doch ich war halbtot vor Entsetzen. Gewiss, mit verängstigten Patienten lässt sich (mehr) Geld verdienen. Doch so eine Medizin ist unwürdig für Arzt und Patient.
Mein einige Tage später konsultierte Heilpraktikerin nimmt sich mehr als eine Stunde Zeit für mein Anliegen, verschreibt mir etwas Pflanzliches und trägt erheblich zur Beruhigung des aufgewühlten Gemüts bei. Nein, es wird noch nicht gestorben. Mein Freund, der Apotheker, rät mir gar von weiteren Arztbesuchen ab. Meine Frage, ob er überhaupt einen guten Allgemeinmediziner oder Facharzt kenne, verneint er ohne zu zögern.
Am besten, man wird gar nicht erst krank.