Die dünnen Mädchen

Die Frauen in Maria Teresa Camoglios Film „Die dünnen Mädchen“ heißen Susanne und Anne, Madalena und Hilke oder Karin und Curly.

Nachdem in Italien und Spanien das Ausbeuten der Dürren, der Überdünnen und der Allzuschlanken für die Werbe- und Modebranche auf den gesetzlichen Index gekommen war, hat die aus Sardinien stammende und in Berlin ausgebildete Regisseurin eine Klinik in einem niedersächsischen Kurort aufgesucht.

Anorexie lautet der klinische Titel für die bewusste Verweigerung der Nahrungsaufnahme und Selbstzerstörung vor aller Augen bis zum Hungertod. Sie ist in unserer Gesellschaft des materiellen Überflusses und medialer Zurschaustellung die symptomatischste aller Krankheiten.

Keine Ärztin, kein Therapeut kommt in Camoglios Dokumentation zu Wort, sondern nur die, die sich dort einer Behandlung unterziehen: Frauen im Alter von etwa 18 bis 30 Jahren, die an klinisch zu behandelndem Untergewicht leiden.

Die schonungslose Offenheit, mit der die junden Frauen über ihr Leiden erzählen, der ungeschminkte Einblick in Gesprächs- und Tanztherapiestunden gehören zu den wenigen Lichtblicken deutschen Fernsehens. Ein mutiger Film aller Beteiligten und Betroffenen ohne jegliche Schönung – Dokumentarfernsehen in seiner besten Form.

„Die dünnen Mädchen“, 17. Mai 2009, 21 Uhr 45, 3sat

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