Imperiale Studien

Kaum ist der Krieg in Georgien ausgebrochen, schaltet sich nach Frankreich nun auch die Bundesrepublik Deutschland mittels ihrer Kanzlerin, Frau Merkel, ein, um zu „schlichten“. Man fragt sich, mit welchem Recht? Oder vielleicht doch besser: Mit welchem Interesse?

Wegen einer Region, deren Namen bisher kein Deutscher kannte oder auch nur korrekt schreiben konnte, fordert Merkel „den vollständigen Rückzug der russischen Truppen aus dem georgischen Kerngebiet und betont die territoriale Integrität Georgiens“ – eine solche Aussage hätte man sich doch von deutschen Politikern gewünscht, als die USA Vietnam, Afghanistan oder im Irak usw. mit Krieg überzogen haben.

Hier jedoch wirkt sie in doppelter Hinsicht befremdlich:
a) Wer sind wir, dass wir etwas von der Weltmacht Russland fordern können?
b) Seit wann darf sich Deutschland in weltpolitische Angelegenheiten derart direkt, inklusive vor-Ort-Intervention einmischen?

Dies ist offenbar die neue Rolle, die die Bundesrepublik Deutschland übernimmt, nachdem sie bereits durch die verbündeten USA nolens volens in diverse andere Weltregionen zur Befriedung dortiger „Konflikte“ als Folge vorangehender US-amerikanischer „Friedensmissionen“ um „Hilfe“ gebeten worden war (Afghanistan, Irak sowie im Kosevo – an dem die USA mangels Ölvorkommen selber kein Interesse zeigten). So wird man wie historisch schon oft belegt „in einen Krieg hineingezogen“. Gerade wurde auch im Sudan „das Mandat“ der Bundeswehr erneut verlängert.

Nun, wozu sonst hätte man auch bei Airbus die vielen neuen Truppentransporter in Auftrag geben sollen? Nach und nach versucht die Bundesrepublik Deutschland wieder ihre imperiale Rolle wiederzuerlangen, und der Zeitpunkt, dass man einen Flugzeugträger bauen (oder von den USA gebraucht kaufen) darf, ist garantiert nicht mehr weit.

Und dann geht das Ganze wieder von vorne los, obwohl doch „nie wieder Krieg von deutschem Boden ausgehen“ sollte! Nun, wahrscheinlich wird man sich damit herausreden, das man ja
a) nicht auf deutschem Boden tätig sei und es sich
b) nach der Sprachreglung Georg W. Bush’s ja um „Friedensmissionen“ handele.

Zeitgleich werden Verträge ratifiziert, nach denen die USA Raketenabwehrschilde in Polen und Tschechien stationieren darf. Die offizielle Begründung ist so absurd, dass man sich als Bürger fassungslos an den Kopf greift: Diese seien notwendig „zur Abwehr eventueller Raketenangriffe aus dem Irak“! Entweder sollte ich meine Geographiekenntnisse auffrischen und nachschauen, welche Länder alle an den Irak grenzen oder aber mich schleunigst nach einem Land umsehen, das sich auch im nächsten Weltkrieg vermutlich neutral verhalten wird (nein, ich meine keinesfalls die korrupte Schweiz).

P.S.: „Georgien ist der Schleusenwärter für die zentralasiatischen Öl- und Gaspipelines“
(„DIE ZEIT 34/08: 2)

Nachtrag „Weser Kurier“ 18.08.08:
„Die Nato hält Georgien den Beitritt zu Nato weiter offen.“
Zur Erinnerung: Nato steht für „North Atlantic Treaty Organisation“

Bei der ganzen „Geschichte“ geht es wie schon seit Jahrzehnten um nichts mehr und nichts weniger als die Dekonstruktion des – nach Meinung deren Betreiber – die Weltökonomie störenden Russland (dito UdSSR, GUS).

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