Die Schulen unserer Nachbargemeinde Stuhr wollen verstärkt „Hochbegabte“ fördern. Eliten und Elitenförderung sind im Trend. Dagegen spricht grundsätzlich erstmal nichts.
Mir wäre als Vater UND Bürger allerdings wohler, wenn es den Staatsschulen erst einmal gelänge, die (meist verborgenen und meist bis zum Schulzeitende ungehobenen) Talente der Ihnen per Dekret zugeführten Schüler (Stichwort „Schulpflicht“) zu entdecken.
Doch in Klassen mit teilweise über 30 Schülern ist dies schlechterdings möglich. Und was nützt mir eine Beurteilung wie „Das Sozialverhalten entspricht den Erwartungen in vollem Umfang“?
Nein, da konzentriert man sich doch lieber gleich auf die „Hochbegabten“, das ist einfacher – und macht den Lehrern auch vermutlich mehr Spaß, als die ANDEREN Talente eines Matheversagers zu erkennen.
Doch was nützt uns hinterher eine zweite Anna-Sophie Mutter oder Mini-Einstein, wenn 99% des Jahrgangs völlig planlos sind und keine Idee haben, was sie nun mit der Schulbildung machen sollen? Ich verrate vermutlich kein Geheimnis, wenn ich hier schreibe, dass sich die Lehrerschaft was ihre Klientel betrifft, in der Regel keinen Deut über das vom Kultusminister geforderte Maß hinaus engagiert.
Oder erinnern Sie sich an ein ausführliches Gespräch (nein, ich meine nicht die zehn Minuten beim Elternsprechtag) eines Lehrers mit Ihnen als Schüler oder Ihnen als Elterteil, in dem es um Einschätzungen und Wahrnehmungen GRUNDSÄTZLICHER Begabungen ging?
Unsere Schulen sind bekanntlich weit unter Mittelmaß. Lehrer und Schüler arbeiten teilweise unter miserablen Bedingungen. DAS wäre doch eine vordringlichere Aufgabe als sich um die Hochbegabten zu kümmern, die meist ohnehin ihren Weg im Leben alleine finden, oder?