Olympia

Wenn sonst nichts mehr geht, las ich neulich, dann kommen die Nationen mit „Werten“. Auch „Enduring Freedom“ ist so ein Wert, den die US-Amerikaner (m. E. widerrechtlich) im Irak aufrecht zu erhalten suchen.

Auch darf man Zweifel daran haben, wie sinnvoll und gelungen es ist, eine andere Nation in wenigen Jahren vom 18. ins 21. Jahrhundert zu katapultieren.

Damit da kein Missverständnis entsteht, Unterdrückung findet nicht – nie! – meine Zustimmung – auch wenn sie im Überlebenskonzept der Kulturen wohl ein Standardbaustein ist.

Nun geht es also um die uralte Frage der Besetzung und Unterdrückung Tibets durch die VR China. Die olympischen Spiele bieten eine PR-trächtige Basis, die Weltöffentlichkeit auf die Missstände aufmerksam zu machen. Auch die Verknüpfung von Sport und Politik mit dem äußersten Mittel des kollektiven Boykotts ist nichts Neues.

Gleichwohl wird jetzt hinter den Kulissen in den Hauptstädten abgewogen, wie weit man seine Sportfunktionäre von der Leine lässt. Denn die wirtschaftlichen Beziehungen zur VR China will keine Nation aufs Spiel setzen. Soweit geht das mit dem Interesse an den Menschenrechten nun doch nicht. Es wird wohl bei einem bisschen Gebell bleiben.

Die Vergangenheit hat ja gezeigt, wie vorsichtig westliche Staatslenker bei Besuchen im einstigen Mao-Land mit dem Thema „Menschenrechte“ umgegangen sind. Und die USA, sonst doch immer pfeilschnell mit Handelsboykott, haben offenbar auch beschlossen, dort niemanden bei seiner „Pursuit of happyness“ stören zu wollen.

Worauf wird es also hinauslaufen? Der eine oder andere Sportler wird unter seinem High-Tec Funktionsshirt ein Baumwoll T-Shirt mit Öko-Label tragen, auf dem er auf die Situation Tibets aufmerksam macht, falls er aufs Treppchen kommt. Die chinesischen Kameras werden abblenden, die ausländischen heranzoomen. Etwas Flügelschlagen, aber danach geht alles weiter wie bisher.

„Verhaften Sie die üblichen Verdächtigen!“ befahl einst Capitaine Renault in „Casablanca.
Und: „Geld regiert die Welt!“, sagte meine weise Oma Heidtmann immer.

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