In memoriam – Max Selz

In den 50er Jahren kam „Onkel“ Max Selz einmal im Monat mit seiner 250 DKW (später mit einem Heinkel-Roller) auch bei uns auf den Hof geknattert, um uns – vermutlich als selbständiger Handelsvertreter – Kaffee und Schokolade zu verkaufen. An die Schokoladenmarke, die er in den Packtaschen seines Motorrads transportierte, kann ich mich noch erinnern: Pea. Nicht der Renner, aber immerhin. Für den Kaffee habe ich mich damals noch nicht interessiert. Der stammte aus einer kleinen Bremer Rösterei in der Nähe der Stader Straße.

Onkel Max war nett aber auch ein bisschen wunderlich. Er könnte ohne weiteres einem Roman von Siegfried Lenz (Jan Rogalla aus „Heimatmuseum“) entsprungen sein. Einst hatte er wohl einen Hof im deutschen Osten besessen oder bewirtschaftet, dessen Verlust aber nie richtig überwunden und litt seither offenbar unter leicht wahnhaften Vorstellungen von Verarmung, was sich auch an der immer gleichen aber strapazierfähigen Bekleidung zeigte. Glücklicherweise hatte er die lebenslustige Elfriede an seiner Seite, die ihm seine Grillen immer wieder vertrieb. Sie war es vermutlich auch, der ein lebenslanger Kontakt zu meinen Eltern zu verdanken war.

Max war Jahrgang 1911, Elfriede 1917. Beide sind schon lange tot. Ihre beiden Söhne Jürgen und Hartmut leben heute noch in Bremen. Der jüngere Hartmut, pensionierter Polizist, hat das Grundstück seiner Eltern in Habenhausen nahe der Weser wohl behalten. Jürgen hat als Versicherungskaufmann andere Immobilien erworben.

Damals konnte man noch in der Weser schwimmen, in richtigen Schwimmbädern. Ich habe daran als Steppke von drei oder vier Jahren gruselige Erinnerungen, weil Elfriede und meine Mutter eines Tages mit zur Weser gingen und meine Mutter sich in die Fluten warf, um auf die andere Seite der Weser zu schwimmen. Ich habe wohl geglaubt, sie schaffe das nicht. Aber meine willensstarke Mutter hat immer alles geschafft, was sie wollte. Und eine gute Schwimmerin war sie quasi von Geburt an.

Neulich habe ich Jürgen und Hartmut nach langer Zeit wiedergesehen: Der lebenslustige Jürgen ist „ganz“ die Mutter, der asketische Hartmut gleicht eher seinem Vater. Wie die Natur das immer nur so hinbekommt?

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