„L´enfer“, schrieb einst Jean-Paul Sartre, „c´est les autres.“ – Die Hölle, das sind die Anderen. Recht hat der Mann gehabt!
Heute darf laut Gesetz nicht nur jeder eine eigene Meinung haben, sondern sie auch offen äußern. So weit, so gut. Doch ähnlich wie das Handygeschwätz von Mitreisenden verhält es sich zunehmend auch im Internet, wo im Web 2.0 jeder ein Weblog (Blog) unterhalten und dort in eigener Sache journalistisch oder schriftstellerisch tätig werden und belanglos rumquaken kann.
De facto handelt es sich bei Blogs um Internetseiten mit Kommentarfunktion. Das bedeutet, dass nicht nur jeder seinen Sermon dort veröffentlichen kann, nein schlimmer noch, jeder, der sich dazu berufen fühlt, kann diesen auch noch kommentieren – ganz gleich, ob er nun etwas davon versteht oder nicht. Und garantiert bleibt auch dieser Kommentar nicht unkommentiert. Und auch dieser wird selbstverständlich wieder kommentiert. Et cetera ad infinitum.
Inzwischen gibt es eine Unzahl von Menschen, die einen ansehnlichen Teil ihrer ohnehin knappen Lebenszeit damit verbringen, Blogs zu schreiben oder zu kommentieren. Eine Art „Second Life“ der schriftstellernden Amateurliga in Prosaform oder die Demokratur der Meinungen. Oft entsteht zudem der Eindruck „Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.“ – wie schon der große Karl Kraus schrieb (als ob der das Web 2.0 noch erlebt hätte!).
Ähnlich wie einst in den unerträglichsten Zeiten deutscher Geschichte, als man dem Pöbel an die Macht verhalf, indem man ihm ein Amt oder eine Uniform verpasste, tobt sich dieser nun offenbar zunehmend im Internet aus und verschmutzt die Webwelt – ohne dass bisher auch nur ein einziger Ökologe eingegriffen hätte.
Neben der realen und akustischen Umweltverschmutzung haben wir es nun also auch mit Webschmutz durch Webproll zu tun. Die Frage ist nur, wie die seriösen Teile der Web-Gesellschaft darauf reagieren werden – durch innere Immigration oder Emigration ins Web 2.0-freie Ausland?
„Die Wahrheit ist: wir sollen elend seyn, und sind’s. Dabei ist die Hauptquelle der ernstlichsten Uebel, die den Menschen treffen, der Mensch selbst: homo homini lupus. Wer dies Letztere recht ins Auge faßt, erblickt die Welt als Hölle, welche die des Dante dadurch übertrifft, daß Einer der Teufel der Andern seyn muß (…)“ (Schopenhauer)