Moderne Jäger und Sammlerinnen

Schnäppchen nennt ein Kunde laut wikipedia den Kauf eines Produktes zu einem Preis, der so günstig war, dass ihn der Verkäufer nicht dauerhaft allen Kunden einräumen könnte, ohne in eine wirtschaftlich prekäre Lage zu geraten.

Der Wortursprung legt nahe, dass der Verkäufer den Preis nur aus Unachtsamkeit gesenkt hat; in dieser kurzen Phase kann sich der Kunde das Produkt schnell „­schnappen“, bevor der Verkäufer seinen Fehler bemerkt und den Preis wieder hoch setzt.

Der Begriff „Schnäppchen“ ist eigentlich eine Bewertung aus Sicht des Bevorteilten und nicht des Übervorteilten. Unternehmen preisen ihre Ware als „Schnäppchen“ an, obwohl sie damit in der strengen Definition des Wortes zugeben, dass sie sich selbst damit „übers Ohr zu hauen“ lassen.

„Schnäppchen“ werden häufig auch strategisch eingesetzt im Rahmen der soge­nannten „Verknappungsstrategie“, die durch eine Begrenzung der beworbenen Produkte an eine schnelle Kaufentscheidung appellieren soll. Dass dazu zum Teil eigens billig produzierte und qualitativ minderwertige Waren eingekauft werden, steht auf einem anderen Blatt.
Diese Strategie ist äußerst erfolgreich, da oft beträchtliche Mengen eines Produkts sowie zusätzliche Produkte verkauft werden und selbst im Falle eines Ausverkaufs sich der „Schnäppchenjäger“ häufig für ein anderes Produkt entscheidet.

Doch wurde die Schnäppchenjägermentalität nicht von den Mondmärkten erfunden. Sie wurde nur benutzt. Denn der Mensch ist und bleibt Jäger und Sammler. Vorwiegend gingen die Männer der Jagd nach; die Frauen sammelten (in der modernen Matriachats­forschung hat sich daher der Ausdruck „Jäger und Sammlerinnen“ eingebürgert).

Der Jäger zeichnet sich besonders dadurch aus, dass er dem Wild auflauert. Er wartet mit Geduld, bis er den besten Moment erwischt. Und genau so ist das mit den Schnäppchen. Letztlich signalisiert die „Schnäppchen-Werbung“ dem archaischen Jäger, dass sich leichte Beute in „Rudis Resterampe“ aufhält- der Jäger wird zum Vorteilsjäger.

Die Sammlerinnen helfen dem Jäger, das Sammelgut zum Lager zu tragen bzw. sammeln ferner, was die örtliche Natur hergibt. Aus gutem Grund haben die Fahrräder von Frauen meistens auch heute noch ein „Körbchen“ und tragen Frauen auf Wochenmärkten gerne Körbe, Taschen oder andere Beutel mit sich. Frauen bevorzugen deshalb auch praktische Autos, wo sich das Sammelgut bzw. die Beute gut einladen lässt.Männer haben selten ein Körbchen am Fahrrad. Sie bevorzugen Satteltaschen oder gar abschließbare Hartkunststoffboxen!

Archaische Motive werden also von den Marketingspezialisten lediglich benutzt. Wie so vieles. Schauen Sie sich nur mal die Laufstudien und Warenplatzierung im SB an! Oder denken Sie an die Wartezonen oder (Quengel-) Kassen mit speziell ausgesuchten Mitnahmeartikeln.

Es spricht grundsätzlich nichts dagegen, solche Schnäppchenangebote zu machen, nur sollte es sich dann wirklich auch solche handeln. Sind Jäger oder Sammlerinnen nämlich nicht zufrieden mit ihrer Beute, folgen sie beim nächsten Mal dem Ruf nicht. Denn der Mensch ist bedingt lernfähig.

khh

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